Grundschule ein möglichst weitreichendes Profil zu geben, das in der Region hervorsticht, beabsichtigt die Grundschule Cadenberge, sich als Projektschule „Plattdeutsche Schule“ beim Niedersächsischen Kultusministerium zu bewerben.
Seit dem Jahr 2013 können sich Schulen aller Schulformen für diesen Titel bewerben.
„Das Niedersächsische Kultusministerium stellt der Landesschulbehörde zur Förderung der Sprachbegegnung und des Spracherwerbs ein Stundenkontingent pro Schuljahr zur Verfügung. Beraterinnen und Berater für Niederdeutsch der Niedersächsischen Landesschulbehörde unterstützen die Schulen in ihrem Bemühen, etwa bei der Umsetzung und Weiterentwicklung von Projekten oder beim Start neuer Aktivitäten. Die Förderung erfolgt an den Grundschulen im Regelunterricht, in Arbeitsgemeinschaften oder in Projekten. Die Schulen nehmen beispielsweise an Lesewettbewerben, Theateraufführungen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen teil.“ (Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium, Pressemitteilung v. 22.11.18)
|
Deshalb ist es so wichtig, die Regionalsprache Plattdeutsch zu bewahren.
„Ca. 14 % aller in Niedersachsen lebenden Menschen geben an, Plattdeutsch gut oder sehr gut sprechen zu können (Umfrage INS/BMI 2007). Es ist Aufgabe der Schule, die Kinder und Jugendlichen mit diesen Sprachen vertraut zu machen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich auch in den kleinen Sprachen auszudrücken (§ 2 Abs. 1 Satz 3 NSchG). Eine Begegnung mit dem Plattdeutschen bzw. dem Saterfriesischen ist für alle Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen im Primar- und im Sekundarbereich I durch die Implementierung der diesbezüglichen Vorgaben der Kerncurricula Deutsch vorgesehen. Dies bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht durch die Behandlung von Texten, durch Sprachvergleich und Sprachprojekte (z.B. auch Begegnung mit Platt-Sprecherinnen und -Sprechern im Unterricht) etc. einen Bezug zur Niederdeutschen bzw. zur friesischen Sprache bekommen.
Das mit der Charta der Regional- oder Minderheitensprachen vereinbarte Ziel des Erhalts der kleinen Sprachen in Europa „macht es darüber hinaus erforderlich, dass bereits vorhandene Sprachkenntnisse, die im Elternhaus, in Kindertagesstätten usw. erworben wurden, gefördert, erweitert und vertieft werden“ und dass „auch der Spracherwerb für diejenigen Schülerinnen und Schüler ermöglicht wird, die noch über keine Sprachkenntnisse verfügen“ (Erlass Die Region und ihre Sprachen, Punkt 5.1).[…]
Für die Schulen bedeutet dies eine Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten sowie mit den Elternhäusern: Dort, wo bereits Plattdeutsch- oder Friesischkenntnisse vorhanden sind (Kindergartenprojekte, Plattdeutsch als Sprache der Großeltern), soll die schulische Arbeit die erworbenen Kenntnisse fördern, erweitern und vertiefen.
Quelle: Internetseite der Landesschulbehörde Niedersachsen
„Die Plattdeutsche Sprache – was macht sie so besonders?“
Plattdeutsch oder auch Niederdeutsch ist eine Regionalsprache, die in ihren unterschiedlichen Dialekten in ganz Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern) verbreitet ist.
Direkt an den Küsten der Nordsee bis in die Niederlande findet man die friesische Sprache, die sich von dem „inländischen“ Niederdeutsch erheblich unterscheidet, da es durch andere Spracheinflüsse entstanden ist.
Im Niederdeutschen gibt es vielfältige regionale Unterschiede, so dass es bereits in zwei benachbarten Dörfern oder auf der Geest und in der Marsch, Besonderheiten in Ausdrücken oder Aussprache für den gleichen Gegenstand gibt. Die Sprache selbst ist eher lautmalerisch und sehr bildhaft, manche bezeichnen die Ausdrucksweise auch als charmant-derb.
Es ist deshalb vielleicht nachvollziehbar, dass sich aus dem Niederdeutschen, welches eher in der Familie und mit Freunden gesprochen wurde/wird, das Hochdeutsche als offizielle Sprache entwickelt hat.
Der niederdeutsche Dichter Klaus Groth (1819-1899) bezeichnete die beiden Sprachen daher als Schwestern: die „ältere und vollkommenere“ ist die plattdeutsche Schwester, die größere und feinere* die hochdeutsche Schwester.
Durch die sprachgeschichtlich sogenannte Lautverschiebung veränderte sich die Aussprache zum Hochdeutschen, von denen einige Konsonanten
(t->z (tz,ss,ß); p->f; k->(ch): Teken -> Zeichen, Hart -> Herz, sitten -> sitzen, eten -> essen, bieten -> beißen; griepen -> greifen, Schipp -> Schiff; Koken -> Kuchen, ik -> ich, d->t: Disch -> Tisch, aber auch Vokale: ie, e -> ei betroffen waren.
Aussprache:
Es gibt Laute im Plattdeutschen, die im Hochdeutschen nicht vorkommen:
Doppel-o [ou], wie engl. shoulder
Doppel-e [ay], ähnlich wie engl. bay
Doppel-a [o:], wie engl. Ball
Je nach regionaler Besonderheit können diese Laute auch einfach verschriftlich sein und auch in der Aussprache abweichen.
*keine Wertung!
Folgende Fragen stellen sich häufig in Bezug auf den Zweitspracherwerb:
Warum sollten Kinder Plattdeutsch lernen?
„In vielen Regionen Norddeutschlands gehört Plattdeutsch zum Alltag. Die Regional-sprache ist Teil der natürlichen Umgebung. Platt hört man in der Familie und auf der Straße, aber auch im Radio und im Fernsehen. Es gibt Gedichte, Theaterstücke, Rock- und HipHop-Musik auf Platt. Mit der plattdeutschen Sprache erwirbt jeder einen Schlüssel zur Region und zur Regionalkultur. Wer Plattdeutsch als Zweitsprache lernt, trainiert das Sprachenlernen. Platt zu lernen fällt den Kindern nicht schwer, auch weil es recht eng mit dem Hochdeutschen verwandt ist. Und Platt eignet sich auch als Brückensprache zum Englischen sowie zu den skandinavischen Sprachen.“
Überfordern wir die Kinder nicht, wenn sie mehrere Sprachen gleichzeitig lernen?
„Kinder sind viel besser als Erwachsene in der Lage, mehrere Sprachen zu lernen und abzuspeichern. Die neurologische Forschung steht hier erst am Anfang, aber alle bisher durchgeführten Studien zeigen, dass es von großem Vorteil ist, wenn Kleinkinder den Umgang mit verschiedenen sprachlichen Registern praktizieren. Mehr als die Hälfte aller Menschen wächst mit zwei oder mehr Sprachen auf. In Deutschland hingegen halten viele Einsprachigkeit für normal. […]
Das Beherrschen der hochdeutschen Sprache ist in unserem Land unverzichtbar. Das bedeutet aber nicht, dass Kinder nicht eine oder zwei weitere Sprachen lernen sollten. Denn wer früh den Umgang mit mehreren Sprachen beherrscht, profitiert sein ganzes Leben lang von dieser Fähigkeit. Studien zeigen: Wer als Zweitsprache Platt gelernt hat, geht bewusster und sensibler mit seiner Erstsprache Hochdeutsch um.“
Ist es nicht sinn voller, mit Englisch als Zweitsprache zu beginnen?
„Englisch ist in unserem Kulturkreis die wichtigste Weltsprache. Daher sollte jeder Bürger über Englischkenntnisse verfügen. Doch Englisch lernen die Kinder ohnehin – spätestens in der Schule, aber auch sonst: über Filme etwa oder über Musik. Plattdeutsch kann den Kindern als Brückensprache zum Englischen dienen. Platt hat gegenüber dem Englischen den großen Vorteil, dass die Sprache in der Region vorkommt. So können die Kinder mit Platt an ihren eigenen Alltag anknüpfen.“
Schadet Plattdeutsch der Bildung?
„Noch im 20. Jahrhundert hielten viele Menschen Platt für ein Bildungshemmnis. In dieser Haltung spiegelt sich vor allem das schlechte Ansehen, in dem die niederdeutsche Sprache stand. Denn auch damals war es schon verfehlt, sich sprachliche Bildung allein im Standarddeutschen zu suchen. Menschen, die vor allem Platt sprachen, hatten sowohl in der Schule als auch im Arbeitsleben viele Nachteile. Heute fallen die Bewertungen ganz anders aus. Plattdeutsch gilt als Schlüssel zur regionalen Kultur. Längst sind die Vorteile von Zwei- oder Mehrsprachigkeit bekannt. Aufgeschlossenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Sprache sind in einer offenen modernen Gesellschaft Voraussetzungen für ein verträgliches Miteinander. Hierzu leistet auch Platt seinen Anteil.“
Sollten nur solche Kinder Platt lernen, in deren Familien auch Platt gesprochen wird?
„Wenn Platt in der Familie gesprochen wird, sind die Zugänge für die Kinder selbstverständlich einfacher. Sie haben die Sprache im Ohr und werden sie in konkreten Anwendungssituationen gebrauchen. Die generellen Vorteile der Mehrsprachigkeit gelten allerdings für alle Kinder. Platt bringt Vorteile für jeden Einzelnen. Auch mit Blick auf regionalkulturelle Kompetenzen. Erfahrungen zeigen, dass oft Kinder, die nicht allein mit Standarddeutsch aufwachsen, sondern eine andere Familiensprache haben, leicht und auf spielerische Weise auch das Niederdeutsche als weitere Sprache lernen können.“
Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, wenn sie selber kein Plattdeutsch sprechen?
„Es ist immer von Vorteil, wenn die Eltern die Sprachen anwenden, die die Kinder als Zweit- oder Drittsprache lernen. Das gibt dieser Sprache eine feste Verankerung und zeigt, dass die Verwendung selbstverständlich ist. Beherrschen die Eltern kein Plattdeutsch, kann es hilfreich sein, wenn andere Mitglieder der Familie, Nachbarn oder Freunde mit dem Kind das plattdeutsche Gespräch suchen. So kann Platt als „Oma-Sprache“ als ausgesprochen cool empfunden werden. Die Freude ist aber ebenso groß, wenn die Eltern mit dem Kind gemeinsam Platt kennen lernen: in Liedern, Abzählversen oder Fingerspielen. Und Kinder freuen sich, wenn sie ihren Eltern neue Begriffe auf Platt beibringen können.
Hat Plattdeutsch eine Zukunft?
„In der globalisierten Welt wächst der Bedarf Lebensausschnitten, die nicht uniformiert sind. Die Menschen wollen spüren, wohin sie gehören. Regionale Früchte und Speisen erfreuen sich großer Beliebtheit – und zwar neben den großen Fastfood-Ketten. Die Bedeutung der englischen Sprache dürfte weiter anwachsen. Beim Deutschen hingegen sind Fragezeichen angebracht – doch wer kann heute sagen, welche Sprachen die Kinder von heute in 30 oder 50 Jahren benötigen werden? Klar ist, dass es von Vorteil sein wird, wenn man mehrere Sprachen beherrscht. Ein guter Weg wäre sicherlich, neben der Staatssprache zumindest eine Weltsprache und eine Sprache der Region zu können. Plattdeutsch ist eine Investition in die Zukunft.“
Quelle und weitere Fragen: https://www.niederdeutschsekretariat.de/wp-content/uploads/2017/12/PlattdeutschKindergarten.pdf
Ein weiterführender Bericht zur Entwicklung der Mehrsprachigkeit im frühen Kindesalter finden Sie unter:
„Kleines plattdeutsches Wörterbuch“
Kleines plattdeutsches Wörterbuch
lütt klein
faken oft
tohoop/
tosamen zusammen
gräsig schrecklich
Schietbüüdel Schlingel
Huulbessen Staubsauger
Poggen Frösche
vergrellt verärgert
Schapp Schrank [/expand]
Literatur und Filmtipp
Hier einige Literaturempfehlungen in plattdeutscher Sprache:
Folgenden Film gibt es in plattdeutscher Sprache:
Reime, Gedichte, Lieder
Begrüßungslied
Moin, moin, leeve Lüüd,
wi schnackt plattdüütsch hüüt,
wi wüllt dat probeern,
denn Platt möögt wi geern.
Reime
Een, twee, dree, veer, fief, söss, söven,
Unsere Katt hett Junge kregen,
een is witt, een is swatt,
een is jüst an Navers Katt.
Gedicht
Matten Has’ von Klaus Groth
Lütt Matten de Has‘,
De mak sik en Spaß,
He weer bi’t Studeern,
Dat Danzen to lehrn,
Un danz ganz alleen
Op de achtersten Been.
Keem Reinike de Voss
Und dach: da’s en Kost!
Un seggt: „Lüttje Matten,
So flink op‘ e Padden?
Un danzst hier alleen
Op de achtersten Been?
Kumm, lat uns tosam!
Ik kann as de Dam!
De Krei, de spelt Fitel,
Denn geit dat canditel,
Denn geit dat man schön,
Op de achtersten Been!
Lütt Matten gev Pot.
De Voss beet em dot
Un sett sik in Schatten,
Verspis‘ de lütt Matten:
De Krei, de kreeg een
Vun de achtersten Been. [/expand]
Weitere Infomöglichkeiten
www.schoolmester.de
www.plattförkinner.de
www.plattolio.de
Neueste Kommentare